von Nina Lage-Diestel
Warum ist das Glückslokal eigentlich kein „normaler“ Laden, wo Mensch „normal“ einkaufen kann? Ganz ehrlich: Genau das möchten wir nicht sein. Ein Laden, wo den Dingen ein Preisschild aufgedrückt wird, entspricht nicht unserer Vorstellung vom Konsum der Zukunft. Klar haben Secondhand-Shops ihre Vorteile, wir möchten sie auch nicht ersetzen, sondern ergänzen. Ein weiteres Angebot schaffen für alle, die Lust haben, sich auf diese Konsumalternative einzulassen. Das Glückslokal soll niemandem gehören! Der Verein, das sind wir alle und es soll keine Eigentümer*innen geben, die sich finanziell bereichern können. Sämtliche Einnahmen gehören dem Verein selbst und niemandem sonst.
Das, was auf den allerersten Blick sichtbar ist, unterscheidet sich vielleicht nur unwesentlich von einem Laden – Ich gehe hinein und mit „neuen“ Dingen in der Hand wieder heraus. Das Glückslokal ist und kann jedoch so viel mehr. Wir bekommen regelmäßig das Feedback, dass der Verein das eigene Denken und Handeln beeinflussen kann: Sowohl auf der Ebene des Nehmens (Welche Dinge haben für mich einen konkreten Nutzen oder machen mich glücklich?) als auch des Gebens (An welchen Dingen finde ich keinen Gefallen mehr und gebe sie weiter? Von welchem Dingen kann ich mich endlich lösen?). Wenn ich mich darauf einlasse, die Sachen in meiner Wohnung nicht mehr anhand von Euros zu bewerten, sondern von dem tatsächlichen Nutzen für mich, scheint so manches in einem anderen Licht. Damit meine ich natürlich nicht Dinge, für die ich lange sparen musste oder die einen hohen emotionalen Stellenwert für mich haben, sondern Gegenstände des täglichen Gebrauchs, von denen sich manchmal eher zu viel als zu wenig angesammelt hat.
Im Glückslokal wird daher nicht Geld gegen Ware getauscht, sondern die Gemeinschaft finanziert einen Verein, der sich für die Vision einer enkeltauglichen Welt einsetzt, in der Konsum eine andere Funktion haben wird. Fest steht: Wir können uns nicht grün konsumieren, die Welt von morgen braucht alternative Modelle. Wir können nicht alles neu kaufen und uns dann wundern, dass die Rechnung mit dem unbegrenzten Wachstum bei endlichen Ressourcen nicht aufgehen wird. Der Verein bietet ein praktisches und relativ leicht umsetzbares Angebot in einem großen Netzwerk von Initiativen, die sich alle für einen gesellschaftlichen Wandel einsetzen, für eine Transformation und ein anderes Miteinander. Nicht nur mit unseren Mitmenschen, sondern auch mit der Umwelt. Für dieses höhere Ziel bietet das Glückslokal eine Möglichkeit, mehr Nachhaltigkeit in das eigene Leben zu integrieren.